Weil unsere Entwicklungstraumen unser heutiges Verhalten steuern!

Veröffentlichung: 11. November 2024

 

Am vergangenen Wochenende fand die Fachtagung von Familylab statt zum Thema "Wie Entwicklungstrauma unsere Beziehungen beeinflusst". Dazu konnten wir Dami Charf lauschen und über Selbsterfahrung einiges vom Gelernten selber erspüren. Mir hat es einmal mehr gezeigt, welche wichtige Rolle unsere Emotionen und Gefühle in unserem täglichen Leben spielen, ohne dass uns dies bewusst ist. Und ich habe realisiert, dass unglaublich viele, wenn nicht sogar alle Menschen, Entwicklungstraumen erlebt haben und noch heute (unbewusst) mit sich herumschleppen. Da es mir ein Anliegen ist, die Wichtigkeit der Emotionen weiter in die Welt zu tragen, fasse ich in diesem Artikel einige wichtige Infos, welche Dami Charf uns mitgegeben hat, zusammen.

 

Wie entsteht ein Entwicklungstrauma?

Die Ursachen für ein Entwicklungstrauma sind vielfältig. Folgende Situationen können solche Traumen auslösen:

  • komplizierte Schwangerschaft der Mutter
  • schwierige Geburtsverläufe (Frühgeburten, Geburtstrauma der Mutter, versuchte Abtreibung)
  • frühe Trennungserfahrungen von den Eltern (z.B.: Krankenhausaufenthalt)
  • emotionale Vernachlässigung
  • dysfunktionale Familienverhältnisse; Scheidungen
  • psychisch kranke Eltern
  • Geburt von Geschwistern in der frühen Entwicklungsphase
  • körperliche, sexualisierte oder seelische Gewalt
  • Verlust von Bezugspersonen in der Kindheit
  • Was sind mögliche Symptome für Entwicklungstraumen?
  • Bindungsprobleme
  • Konzentrationsprobleme
  • Einsamkeit
  • Hochsensibilität
  • Sich nicht abgrenzen können
  • emotionale Instabilität
  • Suchtkrankheiten
  • Ess-Störungen
  • hohe Reizbarkeit & Aggressivität
  • Schlafstörungen und Albträume
  • Depressionen
  • Unsicherheitsgefühle
  • Erschöpfung und Müdigkeit
  • Ängste bis hin zu Panikattacken
  • Flashbacks
  • Schreckhaftigkeit
  • innere Unruhe
  • chronische körperliche Probleme
  • .....

Diese Liste ist nicht abschliessend zu verstehen, zeigt jedoch auf, wie weitreichend uns Entwicklungstraumen noch bis ins hohe Erwachsenenalter beeinflussen können. Auch, wenn wir in gewissen Situation von 0 auf 100 durchstarten und unsere Selbstregulation nicht mehr greift, kann dies ein Zeichen für ein Entwicklungstrauma sein. Nicht wenige Menschen berichten, dass sie die Situation wie "von aussen" wahrnehmen und sozusagen "von oben" auf die Situation schauen. Dieses Phänomen wird in der Psychologie als Dissoziation bezeichnet und kann als mentale Flucht aus der Situation interpretiert werden.

 

Wenn ich das jetzt habe - (wie) krieg ich das wieder weg?

Die gute Nachricht: Du kannst daran arbeiten. Die schlechte: Das geht nicht von heute auf morgen und auch nicht automatisch. Das ist (je nach Trauma) harte Arbeit, die dich (wahrscheinlich) dein ganzes Leben begleiten wird. Aber es geht! Grundvoraussetzung dafür ist, dass du dich selber spürst! Und zwar in allen Facetten, z.B.:

  • Deinen Körper- jedes einzelne Körperteil
  • deinen Raum, den du einnimmst (oder einnehmen solltest)
  • wie sich deine Selbstwahrnehmung verändert, wenn andere Menschen in deiner Nähe sind,
  • wie intensiv du dich im Kontakt mit anderen Menschen spürst
  • ob du überhaupt in Kontakt treten kannst mit anderen Menschen
  • was der Kontakt mit anderen bei dir für Emotionen und Gedanken auslöst
  • ob/wie du auch intensiven Kontakt (aus)halten kannst,.....

Dieses "sich spüren" geht soviel weiter, als es im Mainstream oft im kurzen Wort der "Achtsamkeit" transportiert wird. Und es ist so ungemein wichtig, denn es ist die Basis für deine psychische Gesundheit. Wenn dieses "sich-selber-spüren" da ist, kann die Arbeit richtig losgehen. Und dazu ist nicht selten eine Begleitung hilfreich. Eine Begleitung durch einen Körperpsychotherapeuten, der sich auskennt und dich durch diese emotional anstrengende Arbeit führt und begleitet.

 

Ich für mich konnte sehr viel mitnehmen und habe realisiert, dass ich mit meinem Angebot, meinem breiten Bildungsrucksack und meinen eigenen persönlichen Erfahrungen in diesem Bereich auf einem guten Weg bin und hat mich darin bestärkt, meine Weg so weiter zu gehen - beruflich wie privat. Ich bin mir sicher, dass ich mich in Zukunft noch mehr mit diesem wichtigen Thema des Entwicklungstraumas bzw. der Selbstregulation auseinandersetzen möchte und bin gespannt, wen ich hierbei alles begleiten darf.

 

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