Veröffentlichung: 10. April 2024
Schlaf ist ein grundlegendes Bedürfnis, nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder. Ein erholsamer Schlaf fördert das Wachstum, die geistige Entwicklung und das emotionale Wohlbefinden von Kindern. Doch was tun, wenn das Zubettgehen und Einschlafen zur täglichen Herausforderung wird? Der folgende Artikel bietet sieben praxisnahe Tipps, wie Eltern ihre Kinder beziehungsorientiert und ohne Belohnung oder Bestrafung in den Schlaf begleiten können, ohne dass die Nerven blank liegen.
Der erste Denkanstoss bzw. Tipp, den ich Ihnen geben möchte, läuft bei mir unter dem Begriff Grundvoraussetzung:
1. Grundvoraussetzung: Selbstfürsorge für Eltern
Vergessen Sie nicht, auch auf sich selbst zu achten. Wenn Sie gestresst oder übermüdet sind, wird es schwerer, ruhig und geduldig zu bleiben. Gönnen Sie sich in Ihrem Alltag immer wieder kleine Pausen und sorgen Sie für Ihre eigene Entspannung und Erholung. Dazu braucht es oft nicht viel! 5min ungestört Kaffee trinken, ganz bewusst das Essen herrichten, einen kurzen Powernap während der Mittagsruhe, das Arbeiten mit ätherischen Ölen,….. Die Möglichkeiten sind unglaublich vielfältig und individuell. Gern berate ich auch Sie in ihrem Selfcare-Management individuell, denn dies kann ein riesiger Gamechanger sein! Eltern, die gut für sich selbst sorgen, können nicht nur ihre Kinder besser unterstützen, sondern sind auch eine sehr wertvolle Referenzperson für das Kind, damit auch das Kind nicht verlernt, für sich selbst zu sorgen!
Nun wenden wir unseren Fokus den Rahmendbedingungen zu. Schaffen Sie bereits vor dem «Ins-Bett-Gehen» Ritual geeignete Rahmenbedingungen, dass ein ruhiges zu Bett gehen überhaupt passieren kann. Hierzu meine ersten Tipps:
2. Rahmenbedingung: Schlafumgebung
Eine beruhigende Schlafumgebung ist der erste Schritt, um Kindern das Einschlafen zu erleichtern. Achten Sie darauf, dass das Schlafzimmer ruhig, dunkel und kühl ist. Achten Sie auch darauf, dass allfällige Spielsachen, die ein entspanntes ins Bett kommen verhindern könnten, beiseitegestellt oder aufgeräumt werden. Gestalten Sie auch den Bettinhalt reizarm und angenehm. Sprich: Verwenden Sie Bettwäsche, in dem sich Ihr Kind wohl fühlt (und ihm gefällt?), legen Sie z.B. ein Lieblingskuscheltier oder eine Decke für das Kind bereit und beseitigen Sie auch im Bett alles, was nicht unbedingt notwendig ist. Unterstützen Sie die Schlafatmosphäre auch mit einem Diffuser mit reinen ätherischen Ölen. Gern berate ich Sie diesbezüglich individuell.
Es macht aus meiner Erfahrung grossen Sinn, das Kind bei diesen Vorbereitungen von Beginn an einzubeziehen. Treffen Sie diese Vorbereitungen also mit dem Kind gemeinsam und begleiten Sie Ihr Tun damit, zu erzählen, was Sie da machen und (je nach Alter des Kindes) lassen Sie das Kind aktiv an den Vorbereitungen mitmachen. Begleiten Sie diesen Prozess allenfalls mit Musik im Hintergrund oder Singen, sodass auch während dieses Prozesses eine entspannte Stimmung herrscht. So wird es zu der Schlafumgebung, die Ihr Kind benötigt.
3. Rahmenbedingung: Zeitdruck vermeiden durch Rituale und Routinen
Kinder lieben Routinen, da sie Sicherheit, Orientierung und Verlässlichkeit bieten. Ein festes Abendritual und das passende «Zu-Bett-Geh» Ritual kann diese Übergänge erleichtern. Denn wir alle LIEBEN Routinen, denn Sie geben uns nicht nur Sicherheit und Orientierung, sondern sie vereinfachen unser Leben. Ich unterscheide hier auch bewusst das Abend- und das «Zu-Bett-Geh» Ritual! Warum? Weil es in den beiden Ritualen unterschiedliche Dinge braucht, um dann in den Schlaf zu finden! Bei manchen Kindern ist die Unterscheidung von Abend- und «Zu-Bett-Geh» Ritual nicht von übergeordneter Rolle, anderen Kindern hilft diese klare mentale Trennung sehr, um sich sicher und geboren zu fühlen und bereit zu sein, einzuschlafen. Mehr dazu finden Sie im weiteren Verlauf dieses Beitrags.
Vermeiden Sie während diesen Ritualen wo immer möglich Zeitdruck! Heisst: Sie kennen Ihr Kind mit der Zeit sehr gut und können besser einschätzen, an welchen Punkten oder in welchen Situationen Ihr Kind etwas mehr Mühe hat, mitzumachen. Starten Sie deshalb frühzeitig in diese Rituale, achten Sie darauf, dass Sie rechtzeitig zu Hause sind, damit für alle Dinge entspannt Zeit vorhanden ist und auch ein etwaiges NEIN von Ihrem Kind liebevoll begleitet werden kann.
4. Rahmenbedingung: Konsistente Schlafenszeiten
Regelmäßigkeit ist der Schlüssel zu einem guten Schlafrhythmus. Und dazu helfen nicht nur unsere Routinen, sondern auch unsere Schlafenszeiten. Versuchen Sie, die Schlafenszeiten möglichst gleich zu halten, auch am Wochenende. Ein konsistenter Schlaf-Wach-Rhythmus hilft dem Körper, sich auf den Schlaf einzustellen und erleichtert das Einschlafen.
Nachdem Sie die Rahmenbedingungen optimal gesteckt haben, hier noch einige Ideen, wie Sie die beiden Routinen gestalten könnten.
5. Idee Abendroutine: Tagesgespräch
Reden Sie mit Ihrem Kind über den Tag, lassen Sie es seine Gedanken und Erlebnisse teilen. Durch das erneute Erzählen verarbeiten wir die Situationen. Damit können die Kinder leichter loslassen und zur Ruhe kommen, sie fühlen sich durch das Erzählen allerdings auch verstanden und gehört, was wiederum das in den Schlaf finden erleichtert. Vermeiden Sie es, vor dem Schlafengehen über stressige Themen zu sprechen, die Ihr Kind aufwühlen könnten und führen Sie auch keine Diskussionen. Hören Sie einfach zu. Wichtig: Diese Idee für die Abendroutine ist nur für Eltern passend, die sich damit wohl fühlen und ganz beim Kind präsent sein können. Wenn Sie es mal nicht schaffen, sich voll auf das Erzählte vom Kind zu konzentrieren, merkt dies das Kind und wird Schwierigkeiten haben beim Runterfahren. Versuchen Sie deshalb, ihren mental-load für einen Moment abzuschalten und sind Sie ganz da.
Das Abendritual könnte also je nach Kind und Familie folgende Eckpunkte umfassen: Beenden des aktuellen Spiels inkl. Wegräumen der Spielsachen, Bereitlegen der Schul / Kita-Sachen für den nächsten Tag, gemeinsame Vorbereitung des Schlafraumes (s. 1. Rahmenbedingung in diesem Text), Abendessen (zubereiten und) essen, (Schoppen?), Duschen/Baden, Schlafanzug anziehen, Zähneputzen, Tagesgespräch und Vorlesen
6. Idee «Zu-Bett-Geh» Routine: Mama- bzw. Papatank füllen
Viele Kinder brauchen die physische Nähe ihrer Eltern, um sich sicher und geborgen zu fühlen. Nach einem ereignisreichen Tag muss beim Kind erst nochmals der «Mama-» bzw. «Papatank» aufgefüllt werden, damit das Kind in den Schlaf finden kann. Überlegen Sie (ev. gemeinsam mit dem Kind), wie dieser Tank gefüllt werden könnte. Einige Ideen könnten sein: Kuscheln Sie gemeinsam im Bett oder sitzen Sie am Bett, bis Ihr Kind eingeschlafen ist. Auch eine sanfte Massage oder das Halten der Hand kann beruhigend wirken. Vielleicht wird das Lieblingsplüschtier noch an der Mamatankstelle gefüllt, damit das Kind in der Nacht seinen Tank wieder auffüllen kann oder…. Ihrer Fantasie (und der Ihres Kindes) sind hierbei keine Grenzen gesetzt! Viel Spass beim Erkunden!
7. Idee «Zu-Bett-Geh» Routine: Meditation / Selbstgefühl stärken
Bringen Sie Ihrem Kind bei, wie es sich selbst spüren und beruhigen kann. Dies kann zum Beispiel über Atemübungen, Meditation, eine Körperreise oder Visualisierungen geschehen. Diese Techniken helfen nicht nur beim Einschlafen, sondern auch in stressigen Situationen im Alltag. Gern Berate ich Sie in den einzelnen Punkte individuell.
Das «Zu-Bett-Geh» Ritual umfasst Eckpunkte wie: Gute-Nacht-Lied Singen, Mama/Papa-Tank füllen, Meditation und Verabschiedung und findet im Bett im abgedunkelten Zimmer statt. Vermeiden Sie in dieser Phase elektronische Geräte, da das blaue Licht den Schlafrhythmus stören kann.
Fazit
Das Einschlafen ist ein sensibler Prozess, der viel Geduld und Einfühlungsvermögen erfordert und startet bereits weiter vor dem effektiven ins Bett gehen. Mit beziehungsorientierten Ansätzen und liebevoller Begleitung können Eltern ihren Kindern helfen, ruhig und sicher in den Schlaf zu finden. Wichtig ist, dass die Routinen individuell auf die Familie passend gestaltet und ggf. angepasst werden, dass sie ohne Zwang, Bestrafung oder Belohnung auskommen und stattdessen auf Bindung und Vertrauen gesetzt wird. Durch eine Kombination aus guten Rahmenbedingungen und passenden Routinen können Sie Ihre Kinder auf sanfte Weise in den Schlaf begleiten. Dabei sollten sie stets die individuellen Bedürfnisse und das Tempo Ihres Kindes respektieren. So wird das Zubettgehen zu einem friedlichen und positiven Erlebnis für die ganze Familie.
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